Beteiligung (zivilgesellschaftlich, unternehmerisch)
Beteiligung ist ein zentraler Baustein nachhaltiger Entwicklung – in der Zivilgesellschaft ebenso wie in Unternehmen und Verwaltungen. Sie beschreibt alle Formen der aktiven Mitwirkung von Menschen an Entscheidungen, Vorhaben oder Prozessen, die sie direkt oder indirekt betreffen. Beteiligung bedeutet: gehört werden, mitwirken, mitgestalten.
Formen und Ebenen der Beteiligung
In der Praxis lassen sich zwei grundlegende Kontexte unterscheiden:
- Zivilgesellschaftliche Beteiligung bezieht sich auf die Einbindung von Bürger:innen, Initiativen, Verbänden oder Betroffenen – etwa bei Infrastrukturprojekten, Stadtentwicklungsplänen oder Klimaaktionsprogrammen. Hier steht oft die Frage im Raum: Wie können unterschiedliche Interessen fair, wirksam und legitim eingebracht werden?
- Unternehmerische Beteiligung meint die Einbindung von Mitarbeitenden, Kund:innen, Lieferant:innen oder regionalen Anspruchsgruppen – etwa bei der Entwicklung nachhaltiger Produkte, in Transformationsprozessen oder im Rahmen von Stakeholder-Dialogen.
Beide Kontexte nutzen ähnliche Methoden (z. B. World Café, Fokusgruppen, Beteiligungsplattformen), unterscheiden sich aber in ihrem normativen Anspruch: Während zivilgesellschaftliche Beteiligung oft demokratisch legitimiert ist, basiert unternehmerische Beteiligung stärker auf Freiwilligkeit und strategischer Nutzenorientierung.
Beteiligung in der Nachhaltigkeit
Internationale Standards wie die UN-Leitprinzipien oder der AA1000SES (2015) betonen Beteiligung als Ausdruck von Verantwortung, Transparenz und Respekt. Wer nachhaltig wirtschaften oder gestalten will, muss seine Stakeholder einbinden – und zwar nicht nur punktuell, sondern systematisch und dialogorientiert.
Laut Susanne Braun-Speck ist Beteiligung nicht bloß eine Methode, sondern ein Grundprinzip wirksamer Nachhaltigkeitskommunikation. Sie schreibt: „Beteiligung erzeugt Relevanz – und Relevanz erzeugt Wirkung.“
Spannungsfelder
Gute Beteiligung ist anspruchsvoll. Sie erfordert:
- klare Rollen und Spielregeln,
- echte Einflussmöglichkeiten (kein Alibi-Dialog),
- Ressourcen und Kompetenzen im Prozessmanagement,
- Offenheit für Zielkonflikte und alternative Perspektiven.
Scheindialoge, Informationsveranstaltungen ohne Mitsprache oder fehlende Rückkopplung zerstören Vertrauen – besonders im Nachhaltigkeitskontext.
Verknüpfte Begriffe
Quellen
- Braun-Speck, S. (2023): Stakeholder-Management im Kontext von Nachhaltigkeit. Hausarbeit im Rahmen der Fortbildung zum Nachhaltigkeitsmanager
- AccountAbility (2015): AA1000 Stakeholder Engagement Standard (SES).
accountability.org
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