Stakeholder‑ statt Shareholder‑Management
In der klassischen Shareholder‑Theorie – etwa verkörpert durch Milton Friedman – sind allein die Eigentümer eines Unternehmens relevant: Ziel ist die Maximierung des Shareholder‑Werts. Der Stakeholder‑Ansatz, begründet von R. Edward Freeman, erweitert diese Perspektive deutlich.
Shareholder: Fokus auf finanzielle Interessen
Shareholder sind Personen oder Gruppen, die Anteile an einem Unternehmen halten – Aktien, Beteiligungen oder ähnliche Wertpapiere. Ihre Hauptpriorität liegt auf Rendite und Kurssteigerung. Nachhaltigkeit spielt hier nur insoweit eine Rolle, als sie sich finanziell rechnen lässt.
Stakeholder: Breitere Verantwortung
Stakeholder hingegen sind alle Personen, Gruppen oder Organisationen, die vom Handel eines Unternehmens betroffen sind oder es beeinflussen können – Mitarbeitende, Kund:innen, Lieferanten, Kommunen, Umweltorganisationen und mehr. Der Stakeholder‑Ansatz fordert, auch ökologische, soziale und Governance‑Aspekte bewusst zu berücksichtigen.
Unternehmen, die nach Stakeholder‑Logik handeln, verfolgen nicht nur Rendite (Profit), sondern auch Purpose – sie streben langfristige Nachhaltigkeit durch verantwortungsvolles Mitgestalten von Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt an.
Duale Perspektiven: Shareholder UND Stakeholder
Freeman und Co‑Autor:innen (z. B. in The Power of And, 2020) betonen eine integrative Denkweise:
- Shareholder UND Stakeholder,
- Profit UND Purpose,
- Menschlichkeit UND Wirtschaft,
- Gesellschaft UND Märkte,
- Unternehmen UND Ethik.
Stakeholder‑Management im Nachhaltigkeitskontext
Laut Susanne Braun‑Speck (2024) besteht Stakeholder‑Management aus vier Kernaufgaben:
- Identifikation und Analyse von Stakeholdern
- Bewertung der Stakeholder und ihrer Interessen
- Planung und Steuerung von Kommunikations‑ und Beteiligungsmaßnahmen
- Durchführung und Evaluation dieser Maßnahmen
Der Fokus liegt auf einer langfristigen Wertschöpfung für alle Anspruchsgruppen – auch zum Preis von Zielkonflikten, die aktiv moderiert werden müssen (Altenburger & Mesicek 2015).
Herausforderungen & Chancen
- Komplexität: Viele Zielgruppen mit teilweise unvereinbaren Erwartungen.
- Ressourcenbedarf: Analyse, Planung, Beteiligung und Pflege von Beziehungen sind aufwändig.
- Vermeidung von Greenwashing: Nur wer glaubwürdig einbindet, gewinnt Vertrauen.
- Langfristvorteil: Stakeholder‑Engagement schafft Innovations‑ und Reputationspotenzial.
Wissenschaftliche Verweise
Donaldson & Preston (1995) sowie Kujala et al. (2022) betonen die moralische Grundlage von Stakeholder‑Engagement. Anerkennung, Respekt und Freiwilligkeit stärken alle Beteiligten (Noland & Phillips 2010, Miska et al. 2014).
Verknüpfte Begriffe
- Stakeholder‑Management
- Stakeholder‑Engagement
- Nachhaltigkeitskommunikation
- Transparenz & Vertrauen
- Wesentlichkeitsanalyse
Quellen
- Freeman, R. E., Parmar, B. L. & Martin, K. (2020). The Power of And: Responsible Business Without Trade-Offs. In The Power of And. Columbia University Press. siehe: https://doi.org/10.7312/free18850, alternativ auf Amazon unter: https://amzn.to/41n4XbA
- ZHAW. (27. März, 2023). Inwiefern sehen Sie die folgenden externen Stakeholder als Treiber von Nachhaltigkeit in Ihrem Unternehmen? [Graph]. In Statista. Zugriff am 28. Dezember 2023, von https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1402966/umfrage/externe-treiber-der-nachhaltigkeit-in-unternehmen-in-der-schweiz/
- Braun‑Speck, S. (2024): *Stakeholder‑Management im Kontext von Nachhaltigkeit*. In: *Zukunft gestalten in KMU* – Link zum Buch siehe unten.
- Altenburger, R. & Mesicek, R. H. (2015): *Stakeholder‑Management in CSR und Nachhaltigkeit* (Hg.)., Link zu Google-Books
Hashtags als Satzform:
StakeholderManagement, Nachhaltigkeit, CorporatePurpose, Freeman, Wertschöpfung



