Dennoch wehrt dauerhaft eine Diskussion zwischen Auftraggebern und Freiberufler über die Höhe von Honoraren.
Der Freiberufler möchte (nach Kosten und Steuern) selbstverständlich nicht schlechter dastehen als Kollegen im Angestelltenverhältnis und sieht auch das (Ausfall-) Risiko seiner Selbstständigkeit. Doch Auftraggeber (Firmen) sehen ihrerseits oft keinen Grund für die vermeidlich hohen Honorare, die auf die Stunde heruntergebrochen höher als ihr eigenes Gehalt ausfallen – auf den ersten Blick. Um Verständnis wird gerungen und Preisverhandlungen bis auf Messersschneide geführt.
Susanne Braun-Speck, Geschäftsführerin von tiefenschaerfe (vorher jobhopper + consulting GmbH) hat sich Gedanken dazu gemacht: „Wie können Honorare fair und transparent kalkuliert werden? Was soll und darf berücksichtigt werden? Was ist zu viel und was ist zu wenig?“
Braun-Speck meint: „Zuwenig ist, was weder den normalen Lebensstandard ermöglicht noch dem Berufsstand des jeweiligen Freiberuflers entspricht. Zuviel ist, was nur auf der Not von Kunden basiert (z. B. wegen massivem Personalmangels am Markt) – wenigstens sieht ein fairer Geschäftspartner das so.“
Was bedenken Freiberufler in der Realität?
Eine kleine Umfrage unter Freiberuflern, die mit der jobhopper + consulting GmbH zusammenarbeiten, hat ergeben:
Bis zu 74 % der Freiberufler richten die Höhe ihrer Honorare an Kriterien aus, wie:
Dauer / Laufzeit des Projektes
Projekt-Ort (Entfernung zum Heimatort)
und Funktion (leitend oder nicht)
Jeder 2. gibt zudem an, die Honorarhöhe auch davon abhängig zu machen, ob er bei der jeweiligen Projektanfrage mit oder ohne Vermittler arbeitet und von seiner Ausbildung (studiert oder nicht).
Grundsätzlich orientieren sich viele bei der Kalkulation ihres Honorars an:
den marktüblichen Stundensätzen (z. B. lt. bitcom)
den Honoraren von vergleichbaren Kollegen
ihrem persönlichen finanziellen Bedarf
der Wirtschaftslage – in guten Zeiten (hohe Nachfrage), wird mehr verlangt
Bemerkenswert: Nur einer der Befragten orientiert sich bei der Kalkulation auch an den Gehältern von Angestellten! Obwohl 2/3 meinen, dass sie ca. das Doppelte wie Angestellte verdienen sollten, da sie ein hohes unternehmerisches Risiko tragen.
Können wir auf rechnerische Weise auf ihre Durchschnitts-Stundensätze von 60-80 Euro (für Projekte von mindestens 3 Monaten) kommen?
Wie könnte ein Honorar nun kalkuliert werden?
Für Erbsenzähler funktioniert die betriebswirtschaftliche Kosten-Nutzen-Methode: Errechne den privaten Finanzbedarf pro Jahr, lege dort die jährlichen Betriebskosten (Personal, KFZ, Bürokosten, etc.), Urlaub, Krankheitszeiten, Rentenvorsorge, Steuern, etc. drauf und teile das Jahresergebnis in die möglichen Arbeitsstunden pro Jahr. Das Ergebnis ist sehr individuell, aber die Ausrichtung an Mitbewerbern und Markt fehlt. Auch könnten Kunden sagen: „Deine Kosten interessieren mich nicht!“
Ist diese Kalkulationsart die richtige Basis für Freelancer? Könnte es sein, dass jemand dadurch zu teuer ist und keine Aufträge bekommt? Oder sich zu günstig / unter Wert verkauft? Immerhin kann im teuren Bayern jemand mit den gleichen Fähigkeiten leben wie im günstigen Meck-Pom …
Der einfachste, durchaus logische Ansatz ist die Kalkulation auf der Basis von Angestellten-Gehältern. Gegenüber Kunden ist er leicht transparent zu machen und trifft auf Verständnis, anstatt Abwehr. Ein Beispiel errechnete Braun-Speck am Beispiel eines Software-Entwicklers in der Telekommunikationsbranche, Berufserfahrung 6-8 Jahre (Quelle für Gehalt: it-jobs-stepstone.de / bitcom).
Gehalt vs Honorar Berechnung (kurz: GvH-Berechnung)*
Position / Kosten für Angestellten
Euro/Jahr
Durchschnittsgehalt angestellter Entwickler (13 Monatsgehälter á 3.950,- € brutto)
freiwillige AG-Leistungen wie z.B. Pensionsfonds, vermögenswirksame Leistungen, etc (200,-/mon.)
2.600,00 €
Weiterbildungskosten p.a.
1.000,00 €
Summe pro Jahr
65.220,00 €
Das bedeutet: Ein Freiberufler müsste im Vergleich 65.220 EUR / Jahr als Honorar netto, zzgl. Spesen und Umsatzsteuer an Kunden pro Jahr berechnen. ABER: Was ist mit den Zusatzkosten eines Selbstständigen? Und auf welchen Stundensatz ist das runterzurechnen? Sicherlich gibt es noch andere Methoden, aber die folgende Berechnung wirkt schlüssig:
Arbeitstage eines Angestellten
Kalendertage
365
abzgl. Wochenend-Tage
-104
abzgl. Urlaub
-30
abzgl. Feiertage
-10
abzgl. Krankheit
-8
abzgl. Weiterbildung
-6
produktive Tage eines Angestellten á 8 Stunden
207
das kostet ein Angestellter tatsächlich:
Gehalt 65.220 EUR durch produktive Arbeitstage (207)
315,07 €
das sind in der Stunde (8/Tag)
39,38 €
das dürfte nun ein gleichwertiger Freiberufler kosten, um das gleiche wie ein Angestellter zu verdienen:
Summe Gehalt pro Jahr Angestellter (siehe oben)
65.220,00 €
zzgl. Betriebskosten für Freelancer mit 400,- Aushilfskraft, Büro, KFZ, etc
15.000,00 €
Summe
80.220,00 €
tatsächliche Arbeitstage für Freiberufler errechnen sich so:
Axel Dahmen (Freelancer im jobhopper-Team) meint: „Im Gegensatz zu Festangestellten muss ich mich immer auf dem neuesten Stand der Technik halten und entsprechend Zeit und Geld investieren. Dafür erhält der Kunde Top-Leistung und kann mich jederzeit loswerden, wenn sein Bedarf gedeckt ist. Soviel Vorteil für den Kunden kostet nun mal etwas mehr.“
Abschließend: Wie sieht bei Freiberuflern eigentlich die persönliche Strategie aus, um ihr Honorar zu optimieren bzw. durchzusetzen? Ein großer Teil (78%) setzt sein Honorar auf Verhandlungsbasis fest und schaut sich dann die Projektbedingungen an. Und gut zu wissen für die Kunden: 61% der befragten Freiberufler bilden sich regelmäßig weiter, um ihren Preis wert zu sein!
Barbara Beenen (Dipl. Informatikerin sowie Sprecherin des Hamburger Arbeitskreises der Gesellschaft für Informatik) weiß aus eigener Erfahrung: „Wir Freiberufler kümmern uns selbst um unsere Fortbildung. Das führt im Allgemeinen dazu, dass der Einzelne sehr aktuelle und sehr gute Kenntnisse in seinem Fachgebiet hat. Der Aufwand dahinter ist für den Kunden jedoch nicht sichtbar – im Gegensatz zu dem Aufwand, den er für das Erreichen desselben Kenntnisstands bei seinen Mitarbeitern hat.“
Die erworbenen Kenntnisse des Freiberuflers kann der Kunde bei Beauftragung direkt nutzen – und müssen nicht erst aufgebaut werden! Das der „Einsatz von Externen (Freelancer)“ viele Vorteile bringt und diese ihr Geld wert sind, erfährt der jeweilige Auftraggeber spätestens dadurch.
https://tiefenschaerfe.de/wp-content/uploads/2015/06/slider-erfolg-Kopie.jpg4601018Susanne Braun-Speckhttps://tiefenschaerfe.de/wp-content/uploads/2024/11/logo-tiefenschaerfe-140px_s.pngSusanne Braun-Speck2016-01-24 12:29:382022-12-12 12:38:09Wertschätzung von Know-how und Leistungen – sind Freelancer ihre Honorare wert?
Hier werden essenzielle Cookies für den Schutz der Website sowie für eine benutzerfreundliche Darstellung genutzt. Soll hier alles funktionieren? Dann klicke OK. In der Datenschutzerklärung können Cookies (de)aktiviert werden.
Wir können Cookies anfordern, die auf Ihrem Gerät eingestellt werden. Wir verwenden Cookies, um uns mitzuteilen, wenn Sie unsere Websites besuchen, wie Sie mit uns interagieren, Ihre Nutzererfahrung verbessern und Ihre Beziehung zu unserer Website anpassen.
Klicken Sie auf die verschiedenen Kategorienüberschriften, um mehr zu erfahren. Sie können auch einige Ihrer Einstellungen ändern. Beachten Sie, dass das Blockieren einiger Arten von Cookies Auswirkungen auf Ihre Erfahrung auf unseren Websites und auf die Dienste haben kann, die wir anbieten können.
Notwendige Website Cookies
Diese Cookies sind unbedingt erforderlich, um Ihnen die auf unserer Webseite verfügbaren Dienste und Funktionen zur Verfügung zu stellen.
Because these cookies are strictly necessary to deliver the website, refusing them will have impact how our site functions. You always can block or delete cookies by changing your browser settings and force blocking all cookies on this website. But this will always prompt you to accept/refuse cookies when revisiting our site.
Wir respektieren es voll und ganz, wenn Sie Cookies ablehnen möchten. Um zu vermeiden, dass Sie immer wieder nach Cookies gefragt werden, erlauben Sie uns bitte, einen Cookie für Ihre Einstellungen zu speichern. Sie können sich jederzeit abmelden oder andere Cookies zulassen, um unsere Dienste vollumfänglich nutzen zu können. Wenn Sie Cookies ablehnen, werden alle gesetzten Cookies auf unserer Domain entfernt.
Wir stellen Ihnen eine Liste der von Ihrem Computer auf unserer Domain gespeicherten Cookies zur Verfügung. Aus Sicherheitsgründen können wie Ihnen keine Cookies anzeigen, die von anderen Domains gespeichert werden. Diese können Sie in den Sicherheitseinstellungen Ihres Browsers einsehen.
Andere externe Dienste
Wir nutzen auch verschiedene externe Dienste wie Google Webfonts, Google Maps und externe Videoanbieter. Da diese Anbieter möglicherweise personenbezogene Daten von Ihnen speichern, können Sie diese hier deaktivieren. Bitte beachten Sie, dass eine Deaktivierung dieser Cookies die Funktionalität und das Aussehen unserer Webseite erheblich beeinträchtigen kann. Die Änderungen werden nach einem Neuladen der Seite wirksam.
Google Webfont Einstellungen:
Google Maps Einstellungen:
Google reCaptcha Einstellungen:
Vimeo und YouTube Einstellungen:
Datenschutzrichtlinie
Sie können unsere Cookies und Datenschutzeinstellungen im Detail in unseren Datenschutzrichtlinie nachlesen.